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Ein schwarzes Bild mit Lichtreflexionen.

Einen Großteil meiner heutigen depressiven Probleme habe ich bereits in meiner Kindheit manifestiert. Hierbei gibt es natürlich auch Diskrepanzen zwischen meiner und der Erinnerung meiner Mitmenschen, genauer gesagt meiner Eltern. Auch viele Erinnerungen meines Geschwister und mir unterscheiden sich signifikant. Doch woher kommt das eigentlich?

Das die Wahrnehmung von Familienmitgliedern gänzlich unterschiedlich ist hat mehrere Ursachen. Die mir bekannten möchte ich gerne hier einmal erläutern. Da wären die folgenden Ursachen für unterschiedliche Erinnerungen:

Die Rolle innerhalb der Erinnerung.
Der Entwicklungsstand der einzelnen Personen.
Der Selbstschutz.

Erinnerung als rollengebundenes Erlebnis

In jeder zwischenmenschlichen Beziehung nimmt man eine Rolle ein, die man innerhalb dieser Beziehung ausführt. Dies geschieht im Normalfall unbewusst und ohne, dass eine der beteiligten Parteien darunter leidet.

Innerhalb meiner Therapie wegen der Depression wurde mir bewusst welche Rollen ich innerhalb meiner Eltern-Kind-Beziehung eingenommen hatte. Meine Rollen sind es im nachhinein, die mir viele für mich schmerzhafte Erinnerungen direkt im Bewusstsein hielten. Gleichzeitig wurden andere Erinnerungen, die mit Glücklichkeit verbunden waren, häufig aus meinem Gedächtnis gestrichen.

Diese selektive Wahrnehmung – die für meine Familie häufig gänzlich anders waren – haben mich geschützt und gleichzeitig zutiefst verletzt, denn mein Gehirn ist bis heute nicht in der Lage aus dieser Rolle gänzlich hinauszutreten.

Ein Beispiel:

Eine Familie bestehend aus zwei Kindern und zwei Eltern. Es steht ein Familienurlaub an und am Ende haben wir vier unterschiedliche Geschichten und eine Scheidung.

Die Erinnerungen der Eltern sind nahezu gleich, bis auf die Frage wer die Streits begonnen hat und wer der Böse in ihrer Beziehung ist. Ein Elternteil erinnert sich zudem noch daran, dass das älteste Kind ständig genervt hat, weil es gerne Zeit alleine mit ihm verbringen wollte.

Das älteste Kind empfindet diesen Urlaub als anstrengend, denn es hat die ganze Zeit versucht zu deeskalieren, indem es den seiner Meinung nach aktiver streitenden Part aus der Streitsituation entfernen wollte. Dies ist seine Rolle innerhalb der Familie. Ein Streitschlichter, der selbst als Störung empfunden wird.

Das jüngste Kind behält den Urlaub vielleicht sogar in guter Erinnerung, denn es ist viel Draußen gewesen und vielleicht sogar tagsüber in der Kinderbetreuung. Wenn es dann zurück kam und das andere Elternteil findet, nutzt dieses Elternteil das Kind um sich abzulenken und das eigene Schutzschild wieder aufzubauen. Vielleicht wird sich sogar eine Kluft zwischen diesem Elternteil und dem ältesten Kind aufbauen, denn offensichtlich zieht das Kind das andere Elternteil vor. Das jüngste Kind ist in der Rolle des „fröhlichen Lieblings“ für diesen Elternteil.

Erinnerungen als Teil der Entwicklung der Kindheit

Häufig nehmen Kinder sehr viel mehr wahr als man vermutet, doch viele Informationen können sie noch nicht richtig verarbeiten. Beispielsweise ist Ironie und Sarkasmus für Kinder erst ab 6 Jahren annähernd und vollständig ab dem 8 Lebensjahr verständlich. Die Erinnerungen, die damit zu tun haben, sind für diese Kinder vielleicht sogar positiv besetzt auch wenn die Situation an sich sehr verletzend war.

Gleicht man nun also Erinnerungen an seine eigene Kindheit mit einem Elternteil ab kann es sein, dass man darüber spricht wie schön die Samstage waren an denen man gemeinsam morgens am Kaffeetisch saß und über alles mögliche redete. Und vielleicht erfährt man dann in dem Moment von diesen Elternteil, dass es diese Samstage gehasst hat und sehr froh war, als man endlich Samstags mal ausschlafen konnte.

Oder aber man spricht mit einem Elternteil über Strafen an die man sich erinnert, Situationen die einen tief verletzt haben und erkennt dabei, dass das Elternteil keinerlei Erinnerungen an diese Situationen hat oder aus seiner erwachsenen Perspektive diese Situationen die Situation „jetzt doch wirklich nicht so schlimm war“.

Ein gutes Beispiel hierfür kann eine Bestrafung wie Ignorieren sein. Jemanden zu Ignorieren ist eine Form der verbalen und psychischen Gewalt und sollte niemals Platz in der Erziehung haben, denn Kinder nehmen bereits 5 Minuten ignorieren ganz anders wahr, als ein Erwachsener. Das liegt auch daran, dass sie in 5 Minuten viel mehr neue Eindrücke sammeln, als ein Erwachsener.

Ein Kind ist auf die Resonanz seines Umfeldes angewiesen um sich sicher und geborgen zu fühlen. Verweigern wir einen Kind nun dieser Resonanz indem wir es zum Beispiel konstant anschweigen, es aktiv ausplanen und vielleicht sogar aus dem Zimmer schieben, wenn es versucht bei einen der anderen Familienmitgliedern Resonanz zu bekommen, dann stürzen wir das Kind in unverzeihliche SItuation.

Für den Erwachsenen mögen dies fünf Minuten Ruhe gewesen sein, für das Kind war es ein Verlust seiner eigenen Existenz durch einen Vertrauensbruch seiner Bezugsperson.

Verzerrte Erinnerung aus Selbstschutz

Auch der Selbstschutz ist ein gutes Beispiel warum sich Eltern und Kinder häufig unterschiedlich erinnern.

Die krassesten Beispiele hierfür sind Leute die sich an ihre gesamte Kindheit oder mehrere Jahre nach einem Trauma einfach nicht mehr erinnern können. Die kleinere Variante hierfür sind vergessene Erinnerungen an Handlungen wie im letzten Beispiel. Sowohl Eltern als auch Kinder können solche Erinnerungen erfolgreich verdrängen und tragen trotzdem unbewusst ihren Schaden davon.

Beispielsweise kann ein Kind Verlust- oder Bindungsängste entwickeln, wenn es gelernt hat, dass die Liebe der Eltern nicht bedingungslos ist und jederzeit entzogen werden kann. Für Eltern wiederum kann das eingestehen von Fehlern schwer sein, weil es ihr Selbstbild verändert und vielleicht selbst konditionierte Schuldgefühle aus ihrer eigenen Kindheit wieder an die Oberfläche bringen würde. Sie wiederholen dadurch diese Verletzung jedoch an ihren eigenen Kindern.

In einer Familie mit solchen Schutzmechanismen aufzuwachsen, hinterlässt häufig Schäden, die hoffentlich von einen erfahrenen Therapeuten aufgedeckt werden können. Denn sich zu erinnern, an geschehenes und nicht geschehenes ist der erste Schritt seine eigene Verletzung zu heilen.

Erinnerungen teilen bedeutet Heilung

Wenn wir Erinnerungen teilen, dann können wir diese Erinnerungsdiskrepanzen aufdecken und gemeinsam erforschen. Warum haben wir Geschwister so unterschiedliche Erinnerungen an einen Urlaub und wieso ist da diese emotionale Blockade zwischen einem Kind und einem Elternteil?

Weiß die große Schwester zum Beispiel, dass das eigene Elternteil häufig fiese und hinterhältige Kommentare über das eigene Hobby ausgesprochen hat, dann bekommt der innere Kritiker vielleicht endlich ein Gesicht und man versteht, wieso man ständig das Gefühl hat nicht gut genug zu sein.

Oder der zum Helden stilisierte Vater wird zum ewig unzuverlässigen Mann, wodurch einem klar wird, warum man sich stets in den Falschen verliebt. Wie soll man eine liebevolle, leidenschaftliche Beziehung führen, wenn man in Wirklichkeit nach einer heldenhaften Vaterfigur sucht?

Selbst wenn man die Erinnerungen nicht miteinander teilen kann, weil die zweite Person abblockt, dann weiß man wenigstens das es dort anscheinend Verletzungen gab und man kann für sich selbst sehen, wie man damit weiter umgehen möchte. Hier kann dann professionelle Unterstützung sehr hilfreich sein.

EIn Fotoablum mit vielen schwarz-weiß Fotos voller Kindheitserinnerungen mit orangenem Einband.

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Von Kaffeehamster (Laura)

Ich bin eine Bloggerin, die sich mit Achtsamkeit und Schreiben beschäftigt. Zudem sind meine Depression und Adipositas, sowie mein spiritueller Weg fester Bestandteil meines Weges. Mit meinem Blog möchte ich Menschen helfen selbst ein achtsameres Leben zu führen und Mut machen über die eigenen Erkrankung und Beschränkungen hinaus zu gehen um ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen. In meinen 30 Jahren habe ich schon einige Höhen und Tiefen hinter mir und freue mich stets in meiner Heimat Hamburg und bei meinem Mann wieder zur Ruhe zu kommen. Ich arbeite glücklich in der IT, doch möchte auf lange Sicht meinen Traum verfolgen von der Achtsamkeit und dem Schreiben leben zu können. Übrigens: Auf der "Über mich"-Seite findest du meine ZDE und meine BFFL!