Eine Depression und auch ein Burnout ist für den Betroffenen schlimm, häufig sogar nahezu vernichtend. Und auch die Angehörigen – Familie, Freunde, Beziehung – leiden ebenso unter der Depression. Ich selbst bin in meiner Beziehung die Erkrankte. Und in meiner schweren Depressionsphase gab es einige Dinge, die ich meinen Mann gerne gesagt hätte.
Da er jedoch inzwischen ganz gut klar kommt und es auch mir besser geht, möchte ich einige dieser Dinge gerne mit euch stattdessen teilen. Denn ihr seid wichtig. Ohne euch und eure Bereitschaft zu helfen wird die erkrankte Person sich schwerer erholen können.
Viele Depressive verlieren ihre Bindung zu den Menschen um sich herum und dadurch wenden die Menschen sich von ihnen ab. Oder der Depressive erkennt, dass er sich von Menschen abwenden muss zur Genesung.
Einen sehr schönen Bericht von einem Betroffenen findet ihr bei Holger Dankelmann (Fotografie-und-Depression.de)
Vorweg möchte ich gerne erwähnen, dass ich über keine therapeutische Ausbildung verfüge und dies lediglich die Dinge sind, die ich durch Beobachtung von mir und meinen Mitpatienten, sowie meinen eigenen Angehörigen gelernt habe.
Inhalte
7 Dinge, die Angehörige Wissen sollten.
1. Deine Schuld ist begrenzt.
An der grundlegenden Erkrankung trägst du im Normalfall gar keine Schuld. Und auch die Gesundheit des Betroffenen ist nur dann deine Verantwortung, wenn es sich um einen Minderjährigen handelt. Doch für eine Therapie muss der Betroffene fast immer bereit sein. Natürlich kann es sein, dass dein Verhalten in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass die Depression an die Oberfläche brach oder sich verschlimmerte.
Dies kann schnell passieren, wenn man zum Beispiel keine gemeinsame Kommunikationsgrundlage hat, starr an seinen eigenen Haltungen festhält und den anderen nicht ermutigt über Probleme innerhalb einer familiären/romantischen/freundschaftlichen Beziehung offen zu reden und diese dann auch noch nicht anerkennt. Das mag achtlos geschehen sein oder weil du selbst es nicht anders kennst.
In einer Eltern-Kind-Konstellation kann es auch zu einem Problem werden, wenn dem Kind die Sicherheit fehlt, dass es bedingungslos geliebt wird oder es sich nicht frei entfalten darf oder vielleicht sogar in keiner gewaltfreien beziehungsorientierten Umgebung aufwachsen darf.
2. Du darfst Grenzen haben.
Jemand der an Depression erkrankt ist, hat häufig das was er sagt, denkt oder fühlt nicht mehr richtig unter Kontrolle. Sie können regelrecht gemein sein. Und je nachdem in welchem Stadium ihrer Depression sie sind, fühlen sie sich danach elend.
Ich möchte hier keinen Pauschalen Freibrief für Depressive ausstellen, doch bitte: Verzeiht Ihnen, was euch möglich ist. Doch sagt auch ganz klar, wenn euch etwas verletzt hat. Bleibt dabei bei euch und euren Gefühlen.
„Ich habe mich von dieser Aussage wirklich angegriffen gefühlt. Diese Aussage fühlt sich für mich an, als würde das, was ich tue gar nicht gesehen.“
„Ich liebe dich, aber wenn du mir so etwas sagt fällt es mir schwer verständnisvoll zu reagieren, denn diese Aussage hat mich wirklich verletzt.“
„Ich muss hier jetzt eine Grenze ziehen. Ich habe Verständnis für deine Situation, doch ich schütze mich hier jetzt selbst vor deinem aggressiven Verhalten.“ – Ja, es gibt auch sehr aggressive Depressive.
Das ist hart und wird den Depressiven häufig trotzdem hart treffen. Viele müssen danach durch eine Phase des Selbstmitleids geführt werden und wenn du die Größe hast deine Verletzung beiseite zu schieben und begleitend anwesend zu sein, wird das ein Gewinn für dich und den Depressiven sein.
Danach kannst du aber ruhig versuchen nochmal das Gespräch zu suchen und auf einer wertschätzenden und liebevollen Ebene über das aufgetretene Problem zu diskutieren.
3. Du bist nicht allein.
Ob du es glaubst oder nicht: Im Laufe eines Jahres erkranken ca. 5,4 Mio Deutsche zwischen 18 und 79 Jahren (Quelle: Deutsche Depressionshilfe) an einer psychischen Störung, die in eine Depression eingeordnet werden kann. Und jeder dieser Erkrankten hat Menschen, die sich um ihn Sorgen. So wie du dich um deinen Liebsten.
Und genau wie du werden viele selbst an einen Punkt kommen, wo sie um Hilfe und Unterstützung bitten. Hierfür gibt es viele wunderbare Angebote zur Selbsthilfe oder für Gruppenunterstützung:
- Deutsche Depressionshilfe
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V.
- Lokale Register wie KISS in Hamburg
- Familiencoach Depression (AOK)
- Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V.
Zu guter Letzt hilft euch auch bestimmt euer Arzt dabei, wenn ihr die Situation schildert. Bleibt auch hier dabei von euch selbst und eurer Überlastung mit der Situation zu sprechen, denn über einen anderen Patienten darf der Arzt in Detail natürlich mit euch nicht sprechen.
4. Es ist nicht deine Depression
Gerade wenn man in einer Wohnung mit einen Depressiven zusammenlebt, schwebt man in der Gefahr sich runterziehen zu lassen. Zunächst übernimmt man den Part des Erkrankten mit, man kompensiert und ist durchgängig dabei mehr zu leisten als man eigentlich kann. Und dann?
Ist man selbst plötzlich ebenfalls am Ende. Man hat kein Verständnis mehr für das teilweise unerklärliche Verhalten des Depressiven und man möchte wirklich auch nur einmal selbst entspannen und überhaupt soll man sich „doch einfach mal zusammenreißen.“
Hier ist es wichtig Hilfe zu bekommen, bevor man der Meinung ist gerade letzterer Satz wäre absolut gerechtfertigt um ihn laut auszusprechen. Denn leider ist eine Depression keine Erkrankung, die durch positiv Denken und etwas mehr Spazieren einfach kuriert wird. Es kann jedoch Teil einer Therapie sein, diese Dinge zu tun und -wieder- zu lernen.
Nimm dir regelmäßig eine Zeit für Selfcare.
Das darfst du und das musst du, denn nur so kannst du weiterhin selbst gesund sein und liebevoll und achtsam die Depression begleiten.
5. Er/Sie liebt dich immer noch.
Liebe ist in nahezu jeder Beziehung der Grund warum wir den anderen mögen. Selbst in freundschaftlichen Beziehungen ist Liebe der Weg zu einer stabilen Freundschaft. Ich rede hierbei nicht von romantischer Liebe, sondern von dem was uns Mitfühlen lässt. Die Liebe in unseren Herzen für uns und alles um uns herum.
Jemand mit Depressionen ist häufig aber nicht in der Lage diese universelle Liebe zu spüren. Dadurch verliert er auch die Verbindung zu sich selbst und zu seinen Freunden und seiner Familie. Aber die Gefühle sind nicht weg. Sie sind da!
Und Depressive würden nichts lieber tun, als sie wieder zu spüren und ausdrücken zu können. Und der größte Gefallen den du ihnen tun kannst ist zu warten. Sei geduldig und warte bis sie wieder soweit sind.
6. Es wird besser.
Vorausgesetzt ihr findet einen kontinuierlichen Weg zu mehr emotionaler und mentaler Gesundheit, zum Beispiel durch einen Arzt, einen Therapeuten, eine Selbsthilfegruppe, Medikamente und den Willen etwas zu Verändern, dann wird auch alles wieder besser.
Es mag Jahre dauern. Es mag hart und anstrengend sein. Es mag Rückschläge geben. Aber solange es dich gibt und du bereit bist eine Stütze zu sein, dann wird es irgendwie besser. Glaube daran. Und den Glauben daran darfst du niemals verlieren. Denn wenn du ihn nicht hast, hat ihn niemand mehr.

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