Die Krankheit mit dem Namen Depression hat so viele Facetten, wie es Menschen gibt. Es ist eine Erfahrung, die jeder Mensch in seinem Leben machen kann und hat nichts mit einem schwachen Geist zu tun. Im Gegenteil, die meisten Menschen mit Depressionen, die ich kennengelernt habe, sind erstaunlich starke Persönlichkeiten.
Mein Weg in eine Depression hinein lässt sich nicht so leicht niederschreiben, denn ich verstehe sie selbst noch nicht vollends. Vielleicht werde ich das auch niemals, das habe ich inzwischen verstanden und das ist okay für mich. Trotzdem gibt es Schlüsselelemente in meinem Leben, die ich mit meiner Depression in Verbindung bringe.
Es bedurfte knapp ein Jahrzehnt, bis ich bereit war mir wahrhaftig Hilfe zu holen und meine Krankheit zu verstehen.
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Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Störung oder auch Erkrankung, die häufig begleitet wird von Antriebslosigkeit, anhaltend gedrückte Stimmung, Grübeln (nicht zu verwechseln mit intensiven Nachdenken), Schlaflosigkeit, Essstörungen und vielem anderen. Einige Erkrankte leiden auch unter suizidalen Gedanken oder führen suizidale Handlungen aus.
Sie sollte nicht mit einer vorübergehenden Phase der Niedergeschlagenheit verwechselt werden, diese Phasen durchlebt jeder Mensch in seinem Leben ein paar Mal.
Von einer rezidivierenden Depression spricht man – grob ausgedrückt- wenn sich die depressiven Phasen der Erkrankung wiederholen. Diese Form der Depression wurde bei mir diagnostiziert.
In jedem Fall sollte man sich Hilfe holen, wenn man zwei oder mehr dieser Symptome über einen Zeitraum von mehr als 2 Wochen hat oder eine Gefahr für sich selbst darstellt. Unten habe ich einige Hilfsangebote aufgelistet, der erste Weg sollte jedoch immer zum eigenen Arzt führen.
Empathische Ärzte – ein Geschenk des Schicksals
Über die Jahre hinweg habe ich viele verschiedene Ärzte und Therapeuten kennengelernt. Die wenigstens von ihnen waren einfühlsam oder interessiert genug um die Depression hinter meinen Leiden zu erkennen. Einer wollte mich – als ich so etwas andeutete – sogar direkt in die stationäre Behandlung schicken, obwohl es zu diesem Zeitpunkt keine Indikation gab, dass ich mir selbst etwas antun wollte.
Nichtsdestotrotz lohnt sich die Suche: Ich habe einen empathischen Psychiater und war in einer hervorragenden Tagesklinik. Aktuell habe ich die Aussicht auf eine junge, engagierte und sehr freundliche Therapeutin für ein Tiefenpsychologisches Verfahren.
Mein Psychiater hat mir bei meiner Depression immer wieder unter die Arme gegriffen, war sich jedoch bewusst, dass der erste Schritt zu einer langfristigen Behandlung von mir kommen muss. Er zeigte sich sichtlich erfreut, als ich ihn um Hilfe für eine langfristige Lösung bat.
Die Therapeutensuche wiederum dauerte so lange, dass ich mich zwischendurch entschied in eine Tagesklinik zu gehen.
Denn in Deutschland erweist sich die Suche nach einen Therapeuten alleine deswegen schon als äußerst Schwierig, da es einfach keine Plätze gibt. Zumindest als Kassenpatient habe ich diese Erfahrung gemacht. In Hamburg beträgt die aktuell durchschnittliche Therapieplatzsuche 12 Monate.
Glück scheine ich nun letztendlich bei einem Ausbildungszentrum gefunden zu haben, der Vorteil: Meine Therapeutin wird sich immer in enger Verbindung zu ihrem Supervisor befinden und so werde ich eigentlich von mehr als einen Therapeuten in der Heilung meiner Depression unterstützt.
Die Tagesklinik erwies sich für mich zunächst einmal als schnelle Hilfe, damit ich wenigstens irgendetwas für meine Heilung tat. Letztendlich wurde sie zu einem Grundfeiler meiner neu gewonnenen Zuversicht. Anfangs erschien mir das Konzept einer „achtsamen Depressionsbehandlung“ irgendwie merkwürdig für eine medizinische Klinik, aber sie hatten noch einen relativ zeitnahen Platz für mich frei.
Bereits nach den ersten Tagen überzeugte mich das Konzept jedoch völlig und ich hatte großes Glück mit meiner Gruppe, welche aus sieben weiteren Erkrankten bestand. Zu acht machten wir unsere ersten Schritte im Thema Achtsamkeit, lernten mehr über das Krankheitsbild von Depression und Stress und auch über Anthropologie. Die kommenden acht Wochen waren ein auf und ab der Gefühle mit einer stetigen Besserung des Gesamtzustandes.
Das gesamte Team der Tagesklinik erwies sich als ein empatisches, kompetentes und herzliches Team. Sie waren alle überaus engagiert und lebten uns vor, was sie uns vermittelten.
Ein paar Wochen nach dem Ende der Tagesklinik rief mich dann eine Therapeutin zurück, die mich im Dezember noch hatte ablehnen müssen: Sie hätte nun Kapazität und ihr Supervisor sei einverstanden.
Und nun?
Nun möchte ich einmal zwischen Genesung und Heilung unterscheiden.
Als Genesen könnte ich mich betrachten, wenn ich mir sicher wäre, dass meine Depression nicht zurückkehrt. Dem ist aber nicht so, ich habe akzeptiert, dass ich nun ein Leben mit Depressionen vor mir habe. Ich muss jedoch nicht akzeptieren deswegen nicht geheilt zu sein.
Als Heilung empfinde ich das wiederherstellen meiner Persönlichkeit, das Verbessern meines Frühwarnsystems und das Ausbleiben völliger Zusammenbrüche. Selbst das Akzeptieren eines depressiven Schubs ist für mich ein großer fortschritt. Ich kann mich selbst aus der Position des Leidenden versuchen herauszunehmen und einfach achtsam erfahren, wie es mir gerade geht und warum dem so ist.
Ich arbeite also an meiner Heilung in dem ich die Werkzeugkiste der Achtsamkeit pflege, mit meiner Therapeutin an der Verarbeitung meines Lebens dranbleibe und weiterhin meine Medikamente nehme.
Ja, ich nehme weiterhin Antidepressiva. Und ich werde sie sicherlich auch noch eine ganze Weile weiternehmen. Solange bis ich sie Rückfallsfrei absetzen kann. Falls dies niemals der Fall sein sollte, kann ich selbst das akzeptieren und es als Teil meines achtsamen Lebens betrachten.
Hilfe, ich habe Depressionen!
Wenn es dir schlecht geht und du glaubst Depressionen zu haben, dann sollte einer deiner ersten Wege dich zum Arzt führen. Ein Hausarzt oder ein Psychiater sind durchaus in der Lage eine Diagnose zu stellen und dich dabei zu unterstützen Hilfe zu erhalten. Fühlst du dich nicht gut aufgehoben, wechsle den Arzt.
Diese Aussage gilt übrigens für jede Art von Arzt. Ob Gynäkologe, Psychiater, Hausarzt oder Neurologe. Bist du unzufrieden such dir einen anderen Arzt, gerade wenn es sich um einen Spezialisten handelt. Das ist vielleicht nicht überall in Deutschland so leicht, aber meist lohnt es sich. Auch wenn der Fahrtweg dann vielleicht etwas länger ist.
Eine weitere Anlaufstelle ist zum Beispiel eine Ambulanz/Notaufnahme in einem Krankenhaus für Psychotherapie und Psychatrie, hier hilft man dir auch, wenn du eine akute Gefährdung für dich selbst darstellst.
Es gibt zudem Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge oder die deutsche Depressionshilfe.
Befindest du dich in einer Notsituation rufe die 112 an.
Stellen, die helfen:
Telefonseelsorge:
Per Telefon 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123
(24 Stunden am Tag /7 Tage die Woche/365 Tage im Jahr erreichbar!)
per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de
Info-Telefon Depression: 0800 / 33 44 533
Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr
Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr
Ärztliches Bereitsschaftstelefon: 116 117

Als letztes möchte ich euch noch mit auf den Weg geben, dass ihr im Falle einer Depression nicht allein dasteht und eure Krankheit nicht verdient habt. Du bist ein liebenswerter und wertvoller Mensch. Du darfst dir Hilfe suchen und du darfst nicht weiter können.
Pass auf dich auf!
Laura