Aktuell bin ich mit knapp 130 kg auf einer Körpergröße von 1,68m stark übergewichtig. Ich habe Adipositas. Und ich leide darunter, denn meine Adipositas ist das sichtbare Ergebnis von Dingen, die in meinem Leben schief liefen. Ich habe schon eine Menge probiert um mit meinem Übergewicht fertig zu werden und in der Tagesklinik habe ich letztendlich erkannt, dass ich mich zunächst um meine Depression kümmern muss, bevor ich mich dem Übergewicht stellen kann.
Laut dem Universitätsmedizin Leipzig – IFB Adipositas Erkrankungen leiden fast ein Viertel aller Deutschen an einer adipösen Erkrankung. Als Aidpös gilt man bei einem BMI über 30, wobei der BMI selbst als grober Richtwert gilt. Er beachtet beispielweise nicht das Verhältnis Fett/Muskeln oder wo das Übergewicht sitzt.
Adipositas wird häufig bedingt durch eine falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Aber auch Erkrankungen, Genetik und psychische Störungen können zu Adipositas führen. Meine Familie scheint im allgemeinen einen leichten Hang zu Übergewicht zu haben.
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Wo begann meine Adipositas?
Ungefähr bis zur dritten Klasse ging es eigentlich mit meinem Gewicht. Ich war nicht sonderlich schlank, aber auch nicht pummelig. Das änderte sich mit vermehrten Mobbing, denn ich entdeckte schnell die beruhigende Wirkung von Essen. Als mein selbstverletzendes Verhalten losging, bestrafte ich mich zudem mit Fressattacken.
Meine Familie quälte mich fortan von einer Diät zur nächsten, was mein gestörtes Verhältnis zu gesunder Ernährung weiter voran trieb. Eine meiner prägendsten Erlebnisse ist, wie ich mir im Urlaub einen Kinderpinguin heimlich aus dem Kühlschrank stahl und auf Toilette aß. Denn ich war auf Diät und meine Freundin, die mit in den Urlaub gekommen war, nicht.
Sicherlich meinte meine Familie nur gut. Sie taten was sie für richtig hielten und ich erwarte auch jetzt keine Entschuldigungen von ihnen, aber ich muss jetzt bin dem klar kommen, was mein Leben aus mir gemacht hat.
Eigentlich hielt ich mein Gewicht auch ganz gut, aber nachdem auch in meinem späteren Berufsleben von einem depressiven Tief zum nächsten schlitterte, legte ich noch einmal 50kg in 10 Jahren zu.
Mit steigendem Selbsthass hörte ich auf meine zahlreichen sportlichen Aktivitäten (lange Spaziergänge, regelmäßiger Bauchtanzunterricht mit Auftritten, Dressurreiten) zu pflegen, auch aus Scham. Als dann das Geld knapp wurde, bot sich mir diese Möglichkeit gar nicht mehr.
Aber an diesem Thema und den zugrundeliegenden Ursachen des Problems sitze ich mit meiner Therapeutin dran.
Was folgt steigendem Gewicht?
Es gibt viele Dinge, die Adipositas bei einem selbst verändern, aber auch viele Vorurteile mit denen man täglich konfrontiert wird. Und meistens meinen es die anderen Menschen nicht mal böse, sie merken ihre eigenen Vorurteile meistens erst, wenn man sie darauf anspricht.
5 Dinge, die mein Übergewicht beeinflusst
- Ich kann an normalen Shoppingtouren nur als Zuschauer dabei sein.
Obwohl das Übergewicht immer präsenter wird in unser heutigen Zeit, ist die Standardgröße in den meisten Modegeschäften immer noch unter 40 und bei 42 ist im Regelfall Schluss. Die schönsten Kleidungsstücke gibt es nie in meiner Größe, sie werden einfach nur bis 42 produziert. - Ich leide an einem übersteigerten Schamgefühl.
Du rempelst mich an, weil der Weg recht schmal ist? Ich entschuldige mich, weil ich ja auch mehr Platz brauche als du. Gruppensport? Die anderen sind alle viel „sportlicher“ daneben sehe ich ja wie eine ungeschickte Trampelkuh aus, außerdem behindere ich sie bestimmt beim Sport. - Ich schwitze leichter als andere Menschen.
Ja, mehr Haut bedeutet auch mehr Austrittfläche für Schweiß. Ist scheiße, ist aber so. Da ich mich aber locker 2x am Tag umziehe, Deo benutze und regelmäßig wasche ist das weiter unten stehende Vorurteil vom unhygienischen – vielleicht sogar riechenden – Dicken nicht korrekt. - Ich konnte eine lange Zeit nicht normal Essen gehen.
Wenn ich einen Salat bestelle, spüre ich die Blicke: Von Salat bist du aber nicht so fett geworden.
Wenn ich ein saftiges Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Remoulade bestelle: Iss halt weniger, du fette Sau, dann nimmst du auch ab.
Inzwischen gehe ich essen, was ich will und wann ich will. Aber das hat lange gedauert. - Ich sitze nicht bequem in öffentlichen Einrichtungen.
Busse, Wartezimmer und normale Bürostühle beim Kunden. Es passt, aber es ist unbequem. Die Sitzfläche ist zu klein oder die Armlehnen schneiden in meine Hüften.
5 Vorurteile adipösen Menschen gegenüber
- Adipöse Menschen besitzen weniger Intelligenz.
Einige besonders pfiffige Menschen scheinen hier eine Korrelation zwischen Körperfülle und Intelligenz zu sehen. - Adipöse Menschen sind faul.
Sonst würden sie mehr Sport machen und anpacken können sie auch nicht. - Adipöse Menschen sind unhygienisch.
Es riecht streng, ein Dicker ist im Raum. Das kommt bestimmt von ihm! - Adipöse Menschen ernähren sich nur ungesund.
Jupp, ich esse niemals Salat, schütte mir Literweise gesüßte Limo in den Wams und vertilge eine ganze Packung Zucker mit einem Löffel – JEDEN ABEND! - Adipöse Menschen sind unzuverlässig.
Die Körperfülle ist ein direkter Spiegel der inneren Einstellung zu Disziplin und Pflichtgefühl. Weiß doch jeder.
Das ist jetzt natürlich polemisch und natürlich völlig überzogen. Aber mit all diesen Vorurteilen bin ich schon mehr als einmal konfrontiert gewesen. Meine Adipositas scheint in einigen Menschen negative Verhaltensweisen zu triggern und inzwischen bin ich damit versöhnt. Unter anderen weil es unheimlich viele Menschen gibt, die mir immer wieder das Gegenteil beweisen.
Besonders viele nette Menschen habe ich unter anderen bei Twitter und im Internet kennengelernt. Meine „virtuellen“ Freunde habe ich bei einigen MMORPGs kennengelernt und bei keinen von denen, die auch nach dem Spiel geblieben sind, spielte mein Gewicht jemals eine Rolle. Außer sie schlossen sich mit mir kurz, weil sie vielleicht selbst adipös sind.
Natürlich bin ich mir auch der Gefahr für meine Gesundheit bewusst. Adipositas erhöht die Risiken für Krankheiten wie Kreislaufprobleme, Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit. Zudem leiden wir häufiger an Verdauungsbeschwerden, können an einer adipösen Inkontinenz leiden und haben ein erhöhtes Krebs und Diabetes Risiko.
Viele Forscher sehen auch eine direkte Verbindung zwischen Adipositas und Depressionen. Da durch vermehrte Zytokin die Ausschüttung von Serotonin gehemmt werden kann. Nachzulesen z.B. in der ÄrzteZeitung. Auch Dr. Anne Fleck geht in ihrem Buch „Schlank!“ auf die Verbindung von Adipositas und Depressionen ein.

Natürlich ist eines meiner vordringlichsten Probleme mit meinem Übergewicht, dass eine weitere Schwangerschaft mit diesem Gewicht, dass nochmal gut 15kg über der letzten Schwangerschaft liegt, einfach nur ein absurdes Risiko für mich und das Kind bedeuten würde. Und das ist mir und meinem Mann leider nur allzu bewusst.

Genug gejammert – ran an den Speck!
Jetzt bin ich in Therapie und versuche ein Leben mit meiner Depression zu führen, dass ich selbst gutheiße und das mir keine Lebensjahre klaut. Dazu gehört auch ein gesunder Körper. Für mich bedeutet, dass das ich meine Adipositas mit viel Geduld und Liebe zu einem Normalgewicht zurückführe.
Aktuell habe ich einige Weh Wehchen. Dazu gehören ein schlechter Kreislauf, häufige Rückenschmerzen und Probleme mit der Beweglichkeit, denn überall stören die Speckrollen. So bin ich aktuell in keinem Zustand, in dem ich meinen Wunsch von einer Schwangerschaft realisieren möchte.
Fit werden, Gesund bleiben und sich selbst lieben lernen – zunächst mit Adipositas, dann ohne.
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