Ich habe in meinem Leben eine lange Reise hinter mir, die mich beinahe mein Leben gekostet hätte. In meinem Beitrag zu meiner Depression habe ich bereits angesprochen, dass Achtsamkeit es geschafft hat mich aus einem depressiven Loch wieder herauszuholen. Achtsamkeit tritt unter verschiedenen Namen auf und geht zurück auf eine Mischung von fernöstlicher und westlicher Medizin. Damit ist es kein Allheilmittel, aber eine wunderbare Stütze auf den Weg zur Heilung. Wie in „Kaffeehamster: Hallo, Welt!“ erläutert, habe ich mich entschieden den Blog nun auf dem Thema Achtsamkeit aufzubauen.
Inhalte
Heilung bedeutet nicht Genesung
Wer sich mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt, stößt immer wieder auf Geschichten von wundersamen Genesungen von eigentlich kaum heilbaren Krankheiten. Es gibt aktuell jedoch keine evidenzbasierten Forschungen, die einen Zusammenhang nachweisen konnten.
Von einer Krankheit also körperlich und geistig vollständig geheilt zu werden mag möglich sein, ist jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen. Es konnte jedoch die Bildung neuer Bahnen im Gehirn bei regelmäßiger Meditation festgestellt werden. Eine schöne Doku dazu gibt es von Arte auf Youtube!
Zudem scheint die intensive Befassung mit Achtsamkeit das Stress- und Schmerzempfinden positiv zu beeinflussen, wodurch der eigene Weg zu einer lebensbejahenden Grundeinstellung geebnet wird und Erkrankte von einem signifikanten Anstieg der Lebensqualität trotz Krankheit berichten. Das ist keine Genesung aber eine Heilung der eigenen Persönlichkeit.
Warum Erwartungen schaden
Das Gehirn kann zwei Dinge besonders gut: Situationen bewerten und Erwartungen an eintretende Ereignisse stellen. Selbst wenn wir sagen, dass wir mit keinen Erwartungen an eine Sache herangehen, stimmt das bei näherer Betrachtung meistens nicht.
In der Achtsamkeit geht es unter anderen darum, diesen Automatismus im Gehirn zu erkennen und zu überwinden. Beispielsweise wird bei der Meditation nicht versucht ein erleuchteter Geisteszustand zu erreichen oder eben eine Gesundung zu erzwingen. Viel mehr geht es um das bewusste „Nicht-Tun“ – nicht zu verwechseln mit Nichtstun – und darum für einige Momente nur beim eigenem Fokus (zum Beispiel dem Atem) zu bleiben.
Gedanken werden kommen, Gedanken werden aber auch wieder gehen, wenn wir sie lassen. Wenn man einen Moment des Abschweifens erkennt, kehrt man ohne zu Urteilen („Mensch, ich wollte doch nicht Abschweifen!“) wieder zu seinem Atem zurück und beginnt einfach in diesem Moment wieder von vorn. Und in diesem Atemzug. Und in diesem.
Alleine die Erwartung den Moment des Nicht-Tun ohne Fokusverlust zu erleben, schadet daher der Praxis. Denn wir denken dann darüber nach, bloß den Fokus nicht zu verlieren. Daher sollten wir uns einfach nur im Nicht-Tun üben, auch wenn es das schwierigste ist, was wir unserem Geist als Beschäftigung anbieten können.
Kurze Worte zum Inhalt
Meditation
Einer der Grundfeiler der Achtsamkeit. Zwischen 1 Minute und 60 Minuten ist alles möglich. Natürlich kann man auch länger sitzen bleiben, aber das erfordert dann schon größte Konzentration. Einen einfachen Einstieg kann man durch das Betrachten des Atems erhalten.
Achtsames Atmen
Langsam durch die Nase einatmen.
Vom Bauch zur Brust bis unter die Schlüsselbeine. Dabei zählen: 1. 2. 3.
Kurz Innehalten.
Und dann langsam aus allen drei Partien wieder ausatmen. Dabei zählen: 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Und wenn man sich an den Rhythmus gewöhnt hat, einfach nur noch den Atem betrachten.
Spüre in dich hinein, wo spürst du deinen Atem am deutlichsten? Im Bauch? In der Nase? Oder vielleicht in den Schultern?
Fokussiere dich auf diesen Punkt und nehme einfach nur bewusst wahr. Solange, wie es für dich gut ist. Stelle dir gerne einen Wecker/Timer um dir ein festes Ziel (am Anfang z.B. 3 Minuten) für deine Meditation zu setzen. Eine Unterstützung kann hierbei eine App wie Insight Timer sein. Aber auch die meisten Health Apps (Samsung Health, Yazio, Fitbit) bieten hier inzwischen Möglichkeiten.
Und wenn doch deine Gedanken abschweifen? Das ist ganz normal und menschlich. Achtsamkeit entsteht dort, wo die die Abschweifung bemerkst und dich dann entscheidest weder zurück zu deinem Atem zu kehren und einfach wieder mit der Übung von neuen beginnen: Einatmen.
Ernährung
Wir schlingen in unserer heutigen Zeit unser Essen viel zu schnell hinunter. Gerade die Deutschen leiden unbewusst daran, dass wir unser Essen zwar aufnehmen, aber nicht wirklich schmecken oder wahrnehmen.
Probiere am Anfang eines Essen mal aus die ersten drei Bissen in Stille und wirklich langsam und gründlich zu kauen. Was spürst und schmeckst du?
Bewegung
Regelmäßige Bewegung kann nicht nur den Körper Fit halten, es verbessert auch die Stimmung und bietet eine Möglichkeit überflüssige Pfunde und Energie loszuwerden. Auch gibt es meditative Sportarten, die uns helfen ganz bewusst im Augenblick zu verweilen. Dazu gehören Yoga, Nordic Walking, QiGong und noch viele andere. Sie helfen uns Achtsamkeit mit unseren Körper zu entwickeln.
Entspannung
Oftmals haben wir verlernt uns wahrhaftig zu entspannen. Wir tun viele Dinge, die uns entspannen sollen und stellen fest, dass uns unsere eigenen Hobbies plötzlich unter Stress setzen. Multitasking ist ein Mythos der Neumoderne. Gleichzeitig lesen und Fernsehen? Der Mensch hat nur eine Aufmerksamkeitsspanne und ist Geschick darin diese im Sekundentakt zwischen zwei oder mehr Interessenquellen springen zu lassen, doch tatsächliche Entspannung kehrt dabei selten ein.
Wann hast du dich das letzte Mal hingesetzt und nur Musik gehört oder nur gelesen oder nur das getan, was dein Hobby ist? Ohne den Druck von Freizeitbeschäftigung zu Freizeitbeschäftigung zu hetzen? Müssen die 4 Hobbies an 3 Tagen wirklich sein – erst der Yoga-Kurs, dann morgen Aqua Fitness, der Spanisch Lehrgang ist am gleichen Tag wie die Tanzschule – und bist du dann wirklich bei jedem Hobby mit vollem Herzen dabei?
Stressbewältigung
Es ist eine Kunst von gar meisterlicher Qualität den eigenen Stress erkennen und einschätzen oder vielleicht sogar im voraus verhindern zu können. Beschäftigen wir uns mit der Achtsamkeit bedeutet das auch stets die eigenen Grenzen und Schwellenwerte zu erkunden und so unser Leben würdevoll danach auszurichten.
Manchmal reichen kleine Änderungen aus um den Stress an einer anderen Stelle gar nicht mehr übermächtig wirken zu lassen. Aber dafür muss man die Änderungsmöglichkeit erst einmal erkennen.
Und man muss die Akzeptanz entwickeln, dass wir Grenzen haben. Grenzen die nicht unbedingt eine Schwäche darstellen, sondern einfach ein Teil von uns sind. Achtsam mit den eigenen Grenzen umgehen ist eine Kunst und ein Ziel. Es ist gelebte Achtsamkeit mit und selbst.
Selbstmitgefühl
Achtsamkeit bedeutet auch achtsam, liebevoll und würdevoll mit uns selbst umzugehen. Zu uns selbst wie zu einem guten Freund zu sprechen und den inneren Kritiker nicht mehr ganz so viel Bedeutung beizumessen. Denkt man an schwierige Situationen zurück, so erwarten wir von uns selbst meist eine Situation kraftvoll zu meistern, aber sich selbst für diese Situation Mitgefühl – nicht Mitleid – entgegenzubringen ist meist nicht in unseren alltäglichen Handlungsmustern verankert.
Viele neigen dazu fast schon automatisch mit sich selbst hart ins Gericht zu gehen, sich selbst für Schwächen zu verurteilen und der eigenen emotionalen Ebene wenig Mitgefühl entgegen zu bringen.
In der Achtsamkeit können wir lernen uns selbst wie einen guten Freund zu behandeln, dem wir in solchen Situationen meistens liebevoll und verständnisvoll gegenüberstehen. Sage dir selbst: „Ja, das ist eine schwierige Situation. Das Leben stellt uns Menschen vor schwierige Situationen. Möge ich mir selbst in dieser Situation liebevoll und voller Güte begegnen.“
Schlusswort
Ich habe die Themen jetzt nur angerissen. Sie gehen viel tiefer als das, was dort steht. Doch vielleicht konnte ich dir einen kleinen Einblick darin geben, womit ich – und dieser Blog – sich von nun an auch beschäftigen werde. Hinterlasse gerne ein Kommentar oder schreibe mir, wenn du von dem ein oder anderen Teilthema der Achtsamkeit mehr wissen willst. Gerne nehme ich deine Anregungen auf und versuche einen Beitrag dazu zu verfassen.

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